Unsere Arbeit bei NAOMI hat im Juli und August sehr unter der Hitze gelitten. Die Menschen waren oft nicht in der Lage, in der Hitze das Haus zu verlassen und zu NAOMI zu kommen. Viele klagten über Kopfschmerzen und Müdigkeit. Bei NAOMI liefen die Klimaanlagen und es gab immer frisches, kühles Trinkwasser. In den Flüchtlingslagern herrscht immer noch Unterversorgung. Überall von den Inseln und dem Festland erreichen uns Nachrichten, dass Menschen nicht ausreichend Zugang zu Trinkwasser oder Nahrung haben. In den Camps, in denen es keinen natürlichen Schatten gibt, funktionieren die Klimaanlagen oft nicht, so dass sich die Wohncontainer gefährlich aufheizen. Die ärztliche Versorgung durch die staatlichen Gesundheitszentren ist äusserst eingeschränkt und überall fehlt es an Medikamenten und an ganz elementarer Ausstattung wie Oxymeter, Verbandszeug und Blutdruckgeräten.
Dass Griechenland die EU-Verordnungen zu den Überschwemmungen aus dem Jahr 2007/60/EK verletzt hat, die die Auswertung und die Handhabung der Überschwemmungsgefahren für die Gesundheit der Menschen, der Umwelt, des kulturellen Erbes und der Wirtschaft zum Ziel haben, ist seit Jahren bekannt . Für diese Verletzungen werden aber auch von der EU keine Rechenschaften gefordert, sondern die Sache wird einfach hingenommen und verschludert.
Wir haben in der Zukunft vermehrt mit solchen Phänomenen zu rechnen, denn die Erderwärmung und die Erwärmung de Mittelmeeres setzen zunehmend Feuchtigkeit frei, die sich in Regen niederschlägt. "Das ..... erleben wir momentan in Griechenland. Das Hochdruckgebiet liegt über Deutschland und hat über Griechenland ein Tiefdruckgebiet eingefangen, das jetzt tagelange schwere Niederschläge bringt. Besonders schwer wiegt auch das sehr warme Meer. Die Ägäis hat sich auf 25 bis 26 Grad aufgeheizt und damit ist extrem viel Wasser in der Luft. Und das verstärkt die Regenfälle nochmal exponentiell."
Die Katastrophen sind also absehbar und werden unser Leben weiterhin bedrohen, wenn wir nicht vieles ändern.
Im Zuge dieser Katastrophen hat sich das politische Klima noch mehr gegen Menschen auf der Flucht und gegen MigrantInnen gewendet. Die Vorkommnisse am Evros, im Grenzgebiet zur Türkei, wo paramilitärische Gruppen Geflüchtete jagen und auch gefangen halten, dringen nur in Ausschnitten ans Tageslicht. Der Tod von 18 Migranten in den Feuern im Evros Gebiet hat nicht nur Trauer in der Bevölkerung erzeugt. Viele machen die Flüchtenden für die Feuer verantwortlich, und auch die griechische Regierung unterstützt durch ihre Art der Kommunikation unbewiesene Anschuldigungen gegen Menschen auf der Flucht. Zwar verfolgt die griechische Justiz in einigen Fällen Personen, die Jagd auf Flüchtlinge machen. Gleichzeitig aber machte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in einer Rede im Parlament schon am 1.9. Andeutungen, dass Flüchtende für die Feuer verantwortlich seien. So schürt auch er bewusst Gewalt gegen Schutzsuchende, die sich voller Angst in den Wäldern verstecken, da sie ansonsten illegale Abschiebungen und Gewalt von den griechischen Behörden befürchten.
Wer fragt in diesen Tagen nach den vielen legalen und illegalen Fremd-Landarbeitern in Thessalien, die oft in einfachen Baracken und Hütten leben und besonders betroffen sind????
Wir sind in Sorge, dass die neuen Katastrophen einerseits die Angst und die Verzweiflung der Menschen im Land weiter fördern, und andererseits dass die Versorgung und Sicherheit von Schutzsuchenden in Griechenland weiter abgebaut werden.